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Kapitel 4

Was die Kamera zeigt

Mit einem einfachen Experiment kannst du den perspektivischen Abbil­

dungsfehler bei der Nutzung eines Zoomobjektivs ausprobieren. Eine Kame­

ra ist dazu nicht erforderlich, nur deine Augen und etwas Aufmerksamkeit:

ƒ Stelle Dich in einem Abstand von ca. 5 Metern vor eine geöffnete Tür, die

den Blick auf die Straße oder den Garten ermöglicht. Wenn du in Rich­

tung Tür siehst, wirst du die Tür und einen Teil des Raums sehen und nur

einen sehr kleinen Ausschnitt der Straße oder des Gartens.

ƒ Stelle Dich im Abstand von ca. 2 Metern vor die geöffnete Tür. Wenn du in

Richtung Tür blickst, wirst du die Tür, nur noch einen kleineren Teil des

Raums, dafür aber einen größeren Ausschnitt der Straße oder des Gartens

sehen.

ƒ Stelle Dich im Abstand von ca. 0,1 Metern vor die geöffnete Tür. Wenn du

in Richtung Tür blickst, wirst du keine Tür, keinen Teil des Raums, dafür

aber einen größeren Teil der Straße oder des Gartens sehen.

Bei diesem Experiment, Kamera mit Zoomobjektiv im festen Abstand von 5

Metern von der Tür, würde der Blick auf Straße oder Garten immer statisch

sein. Geübte Zuschauer erkennen und kritisieren solche Zoom-»Fahrten«

gnadenlos. Der Appetit auf das »Herumzoomen« bei Videoaufnahmen sollte

nach diesen Überlegungen deutlich gedämpft sein. Bedeutet das, überhaupt

nicht mehr zoomen zu dürfen?

Trotz jeder Planung werden wir nicht selten in Situationen geraten, die eine

sehr schnelle Anpassung an die Einstellungsgröße – per Zoom – erfordern.

Während ­eines Drehs auf eine wichtige Person zu reagieren, die spontan er­

scheint, ist ebenso legitim.

Als geplantes Mittel der Bildgestaltung sollten wir auf das Zoomen verzichten

und Veränderungen der Abbildungsgröße mit einem Schnitt lösen.

Bei kleinen Kameras und besonders mit einem Smartphone verlangt das

Zoomen trainierte Fingerfertigkeiten. Auch hier macht nur die Übung den

Meister, der ohne Wackeln und sehr gleichmäßig den Zoom zustande bringt.

Wer sicher, verlässlich und häufiger zoomen muss, sollte besser ein ...

Stativ verwenden

Die Tücken des Drehens aus der Hand sollten dir nach den letzten Zeilen ver­

traut sein. Zunehmende Übung mit der Kamera wird das Problem des Ver­